Mein Weg war alles andere als geradlinig.

Ich habe viel ausprobiert, war immer auf der Suche nach mir selbst. Meistens habe ich dabei vor allem gemerkt, was nicht zu mir passt und trotzdem habe ich nie den Mut verloren Neues auszuprobieren. Papa, eines Tages wird das alles einen roten Faden ergeben, habe ich gesagt und hatte dabei nur eine Ahnung.

Für das ‚Punkt Magazin‘ der Stv Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg durfte ich ein Interview geben. Indem ich mich in meiner Menschlichkeit zeige, möchte ich euch Mut machen. Es gibt keine fertige Passion, es ist in Ordnung, sich immer wieder neu zu erfinden.

Danke an Verena Kattinger für das schöne Interview und deine Arbeit und danke an die ‚Punkt-Redaktion‘ für die Möglichkeit und das tolle Layout! Unten könnt ihr es nachlesen.

Angelina, wenn du deinen heutigen Beruf mit deinen damaligen vergleichst, was sind deiner Meinung nach die größten Unterschiede?

Die größten Unterschiede sind, dass ich nun etwas gefunden habe, was mich langfristig begeistert und mein ganzes Leben ausfüllt. Mittlerweile muss ich sogar aufpassen, dass ich in meiner Freizeit etwas anderes als Yoga mache. 

Bist du im Nachhinein zufrieden mit all den Entscheidungen, die du getroffen hast? Du hast sicherlich von all den Berufen viel für dich mitgenommen und gelernt?

Ja absolut! Wenn mein Vater damals in Sorge um mich war, habe ich ihm immer gesagt: „Papa eines Tages wird das alles einen roten Faden ergeben.“ Und das glaube ich auch. Nach wie vor organisiere ich Workshops, ich bin so gerne Gastgeberin. Das habe ich sicher aus der Gastronomie und Hotellerie mitgenommen. Dass ich gerne im Büro an meinem Schreibtisch sitze und arbeite, kommt sicher von meinen Bürotätigkeiten. Yoga und meine Liebe für die Anatomie und Ausrichtung ist aus meinen Versuchen der Massage oder Heilpraktiken entstanden. Im Endeffekt hat alles Sinn gemacht.

Wie findet man seine Berufung?

Ich glaube, prinzipiell ist es ein Herausfinden von dem, für das man brennt. Oft hat das auch etwas mit Hobbies zu tun, oder den Dingen, die einen interessieren. Es gibt aber auch Dinge, für die man brennt, in denen man jedoch nicht gut ist. Deswegen muss man herausfinden, was man kann. Das ist der Weg und ich glaube, dass es heutzutage wegen der vielen Möglichkeiten dauert. Meinen Weg habe ich mit 30 gefunden und glaube, dass es gesellschaftlich etabliert gehört, dass wir uns lebenslang verändern dürfen und das auch anerkannt ist. Das war zu meiner Zeit nicht so, aber das wird immer mehr. Ich glaube nur, dass es wichtig ist sich keinen Druck zu machen. Es gibt keine fertige Passion, es gibt keine fertige Berufung. Selbst in dem was ich tue werde ich mich wahrscheinlich ewig weiterentwickeln. Traut euch und macht Erfahrungen!

Ich glaube, dass es für die freie Entfaltung gesellschaftlich anerkannt sein muss, dass wir uns lebenslang verändern dürfen.

Was ist in deinen Augen der Sinn des Lebens?

Es gab zwar keinen speziellen Anlass, aber ich hatte immer diese Frage im Kopf – was passiert, wenn ich morgen sterbe? Was ist der Sinn des Lebens? Für mich habe ich eine Antwort gefunden: Der Sinn des Lebens ist, dass ich das Leben lebe. Dass ich Gelegenheiten nicht verstreichen lasse, wenn ich sie erkenne. Dass ich liebe, dass ich leide, dass ich alles tue, um mein, für mich bestes zu tun und über mich hinauswachse. Im Prinzip geht es darum, dass der Sinn des Lebens ist zu leben – im guten Sinne, nicht im passiven und unbewussten Sinne. Wenn ich morgen sterbe, habe ich dann wirklich gelebt? Habe ich das gemacht, was mich mit Freude erfüllt. Oder habe ich meine Zeit abgesessen und mich von äußeren Umständen diktieren lassen?

Würdest du sagen, dass wir die Wahl haben, den Beruf auszuüben, der uns Freude bereitet?

Dazu gibt es zwei Ebenen. Die eine Ebene ist unser soziales Umfeld. Wenn ich in einer akademischen Familie großgeworden bin, wird eine entsprechende Laufbahn gewünscht. Und so hat mein Umfeld auf Grund der eigenen subjektiven Erfahrungen Erwartungen an die jungen Menschen. Wenn ich mich davon nicht beeinflussen lasse, dann kann ich alles machen was ich will. Es gibt mittlerweile alle Möglichkeiten. Natürlich gibt es Dinge, die finanziell eingeschränkt werden. Aber ich glaube, dass sich immer Lösungen finden, oder sich die Alternativen als besser herausstellen. Ich glaube an einen höheren Sinn, dass wir irgendwie geleitet werden. Dass das für uns Richtige immer zu uns kommen wird, wenn wir offenbleiben. Ich kenne Menschen, die viel gewechselt haben und komplett unterschiedliche Berufs-Branchen gewählt haben, oder sich mit 40, 50 komplett neu orientiert haben. Wenn wir es von dieser Seite betrachten, glaube ich, dass wir alle Möglichkeiten haben. Die zweite Ebene und wahrscheinlich einzige Einschränkung entsteht in unserem Kopf. Ich glaube, dass es wichtig ist, sich weg von den gesellschaftlichen Normen, breit gefächert auszuprobieren. Im Großen und Ganzen gibt es kein Richtig und Falsch. Jedes Mal, wenn du auf dein eigenes Herz hörst, auf deine Intuition, dann machst du Lebenserfahrung. Das ist das Leben.

Traut euch und macht Erfahrungen!

Das Interview ist im Rahmen ‚des Punkt‘ der StV Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg entstanden.
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